IV. / Die etwas andere Schnitzeljagd rund ums Bier und quer durch Bonn

von Helmut Pütz

„Erst das Vergnügen, dann die Arbeit, dann wieder das Vergnügen“ – das schien das Motto des 4. Bonner Biermarathons der Ehrengarde der Stadt Bonn am 26. Juni zu sein, denn er begann mit einem üppigen Frühstück im Zeughaus an der Budapester Straße und endete auch dort mit einer feucht- fröhlichen Siegesfeier. Dazwischen lag allerdings die knifflige Marathonarbeit, mit der viele Teilnehmer ihre liebe Mühe hatten.

Nach dem Frühstücksbrunch ging es für die 22 Teams mit 122 Teilnehmern um 10 Uhr an den Start: Unter der bewährten Leitung von Oberorganisator und IT- Planer Titus Drescher sowie Oberzeremonienmeister, Historiker und Konzeptionschef Wilfried Esch, beide von der Kavallerie der Ehrengarde.

Das ideale Marathonwetter sorgte nach Zahlung der 11,11 Euro Startgeld für gute Laune und Sucheifer, denn es war trocken, aber nicht heißer Sonnenschein. Die Teams, gut zu Fuß und ehrgeizig, gingen ungebremst auf „die etwas andere Schnitzeljagd“ quer durch Bonn und „rund ums Bier“. Bei zehn Marathonstationen, die meisten in bestens bekannten Bonner Kneipen, rauchten die Köpfe; manche nach einigen Gasthaus- Anlaufpunkten schon als „Kölsch- Köpfe“; und wurden die Diskussionen um die richtigen Lösungen der teilnehmenden Detektive „mit klarem Kopf“ – wie es im Programm hieß – heftiger und temperamentvoller. Denn die „Unbekannte Leiche gefunden“, die übel zugerichtet war, musste mit Hilfe etlicher Wissens- und Ratefragen sowie Geschicklichkeitsspielen ermittelt werden, um den Marathonsieg nahe zu kommen.

Wo lag die Lösung für die lustigen Kriminalistenteams? Im Bönnsch, im Gequetschten bei Carola, im Hähnchen, im Cafe Korrekt bei David, in der Zille bei Peter, in der Theater Klause bei Klaus, im Biergarten zum Rheinblick bei Claus und Claudia, im Stadthüsje bei Doris oder schlicht im Florentiusgraben oder gar im Bonner Münster??? Jedenfalls hat Beethoven von seinem Sockel auf dem Münsterplatz dem Treiben amüsiert zugeschaut und den jecken Biermarathoniken Erfolg gewünscht., „damit sie mit offenen Augen durch Bonn laufen“, wie Sponsor und Optiker Claus Kafarnik es empfohlen hatte.

Wie schwierig die Marathonabschnitte der insgesamt 7 km langen Strecke teilweise zu finden und zu bewältigen waren, zeigte sich daran, dass ein Team sich gründlich verlaufen hatte und recht spät oder mit gelichteten Reihen am Ende im Zeughaus ankamen…. So kamen wirklich auf den letzten Drücker zur Siegerehrung, die zwei verbliebenen Helden als Rest des Jungesellenvereins aus Hangelar; sie waren übrig geblieben, weil die anderen schon am Vorabend so intensiv „trainiert“ hatten, dass sie den Strapazen des Marathons nicht bis zum Schluss gewachsen waren.

Zur Rettung der (Bier-) Not gab es für die „Läufer“ allerdings eine Emergency- Card als Hilfe in höchster Not, besonders für die Nicht- Bönnsche, wenn sie sich verlaufen hatten, desorientiert oder verzweifelt waren oder in ihrer Verwirrung befürchten mussten, in einer finsteren Gasse selbst als Bonner Leiche gefunden zu werden.

Die komplizierte Lösungsgeschichte spielte im Alt- Bonn des 17. Jahrhunderts. Rätselhafte Geheimnisse rankten sich um einen vergessenen Toten im Stadtgraben, um einen getarnten Mörder, ums Münsterstift, in dem den Teilnehmern übrigens gutes und respektvolles Benehmen angeraten wurde, um Biersuppe und Bierbauch, um Hopfenkaltschalen und Hopfenblütentee, überhaupt ums Bier und seine Entwicklung von der Rolle als Währung bis zum Grundnahrungsmittel; wie sollte das bei einem Biermarathon auch anders sein….

Die Aufgaben, Spiele und Lösungsmöglichkeiten waren aber überhaupt nicht bierernst und haben den Marathoniken dank der vielen flüssigen Stärkungsmöglichkeiten keineswegs die Bierlaune verdorben. Zigeunerin und Tanzmariechen Michaela ließ sich in die Glückskarten schauen, „1 Meter Schnaps“ musste als Wasser in Schnapsbechern über einen Parcours balanciert werden, aus dem Bild „das letzte Abendmahl“ wurden Personen der (Bonner) Zeitgeschichte identifiziert, Claudia und Joachim veranstalteten ein Computerspiel, bei dem ein weiblicher Striptease durch auffangen von Bierflaschen in einen Bierkasten gelenkt wurde, mitten im innerstädtischen Flohmarkt an diesem schönen Sonntag wollten Reitbeauftragter Gerd und Rittmeister Ferdi von den Teilnehmern wissen, wie man die Nase des Pferdes nennt, Michael und Mariechen Julia ließen beim PC- Erkennspiel wie bei einem Puzzle Prominente, z.B. Einstein, kombinieren, Claus war Organisator für die oft schon angeschlagene Geschicklichkeit beim Dartspiel, Dennis hatte beim Torwandschießen mit dem Namen „World Champ“ viel Lauferei, denn die Konkurrenten für Podolski und der Nachwuchs für Klinsmann ballerten so drauflos, dass das Tor auf einen Biertisch flog und geflickt werden musste, Doris und Sabine von der Infanterie brauchten für einige Teilnehmer des Biermarathons beim Sortierspiel von Dienstgraden und Schulterstücken der DDR- Volksarmee mehr Erfrischungstücher, Hustenbonbons und Wund- und Heilsalbe als erwartet.

Die „späten“ Station hier und den Folgen des Biermarathons waren offenbar kuriose Anekdoten zu verdanken: Jemand hatte aus Versehen einen Stadtplan aus Borken dabei; auf die Frage nach der Zahl der schwarzen Punkte eines Marienkäfers wollte ein Teilnehmer ins Museum König gehen; einer, der sich eine Blase gelaufen hatte, trug hinter dem Ohr ein Ersatzpflaster, das er bei einer Freundin vorbestellt hatte, die in einer Apotheke arbeitet……

Ach ja, Sieger und Zweite und Dritte und „unter ferner liefen“ gab es auch. Also für die Statistik: 1. Platz: Die Hasenjäger aus Bonn 2. Platz: Die Klingonen 3. Platz Durschlöscher jagen Ehrengarde Die übrigen Teilnehmergruppen aus fern und nah waren’s im Sinne des olympischen Geistes auch rundherum zufrieden: Die Faulbiere, das Team ohne Namen, 3+2=Wir, Team Paulchen, Sechs in the City, die Karlsecklöwen, die Hähnchen Connection, der 5. Knobel, 3-4 Bier, Kölschbönnsche Kiki, Fünf Gemischte, Klinsis Resterampe, Fidele Walzbröde, Die Schneehäschen (mit einheitlichem Dress), die Rammler, Weniger ist mehr, der Wolfsclan, Immer noch kein Name, und nicht zuletzt Junggesellenverein Hangelar mit nur zwei im Ziel auf dem 21. Platz!

Gefeiert haben alle noch kräftig in Biermarathonlaune bis das Zeughaus jubelte, die Teilnehmer, die Organisatoren, die ehrenamtlichen Helfer, die Spender und Sponsoren, die Gäste.

Der Bonner Biermarathon der Ehrengarde 2005 war bestimmt genauso phantasievoll wie die Namen der Teilnehmergruppen. Da kann es doch nicht anders sein: 2006 muss der 5. Biermarathon im Sinne der Tradition durch unsere Kneipen laufen.