Die unausweichliche Steigerung zu Höchstleistungen – oder wie aus einer Bierlaune der 1. Bonner Biermarathon wurde
Ein nicht ganz ernst zu nehmender, sportlicher Rückblick von Dietrich Gnadt
Zahlreich waren die Versuche derer, die in den vergangenen Jahren in Bonn einen Marathon etablieren wollten, mehr oder weniger erfolgreich. Nun hat sich die Kavallerie der Ehrengarde der Stadt Bonn in diesen illustren Kreis der Veranstalter eingereiht und…
aber dazu später.
Der Weg von Marathon nach Athen ist uns zwar nicht in Meilen überliefert, aber trotzdem hat der 21. April im Jahr 2002 in der „Sportgeschichte“ der Ehrengarde einen Meilenstein gesetzt. Ein Meilenstein, dessen Geschichte fast ein Jahr vorher begann.
Es begab sich im Juni anno 2001, dass gestandene Kavalleristen noch zu später Stunde der Vertilgung des goldgelben Gerstensaftes frönten. Weit gefehlt, wer da glaubt, diese Tätigkeit diene dem Zeitvertreib und der Belustigung; solche Runden sind bewährtes Ritual als Ideenschmiede und natürlich „bierernst“. Da werden Ideen geboren, gehegt, gepflegt und großzügig g(b)egossen. Oder auch wieder begraben. Aber manch gute Idee hat in einer solchen Runde Ihre Keimzelle. So auch der Biermarathon an diesem bewussten Abend im Juni 2001. Es ist nicht mehr nachvollziehbar, wer den Samen auslegte, aber plötzlich war sie da: die Idee zum 1. Bonner Biermarathon der Kavallerie. Zumal ein Experte für „Bier“ mit am Tisch saß: unser Ex-Köbes und Beauftragter für Veranstaltungen der Kavallerie, Volker Beier.
Peter Heidinger wäre nicht Kavallerieführer, wenn er diese Idee nicht sofort gespeichert und sie – sozusagen zwecks Geburtshilfe – auf die Tagesordnung der nächsten Kavallerieversammlung gesetzt hätte. Damit war die Geburt des 1. Bonner Biermarathons unausweichlich. Ruckzuck wurde ein „Planungsstab Biermarathon“ ins Leben gerufen, an dessen Spitze Volker Beier sofort mit den Vorbereitungen begann.
Die Terminfestlegung auf den 21. April 2002 war dabei noch die leichteste Aufgabe. Problematischer war’s, die Strecke fest zu legen und die zu bewältigenden „Hürden“ auszuwählen. Die Idee, 42 Bonner Gaststätten als Stationen einzuplanen, musste leider der Zeitplanung zum Opfer fallen. Konkurrenzfähige Siegerzeiten wären unmöglich geworden.
Dass die Vorbereitung des „Biermarathons“ tatsächlich eine bierernste Angelegenheit ist, merkte der Planungsstab schnell.
Sage und schreibe zwölf Probeläufe mussten die Organisatoren hinter sich bringen, bis die Strecke ausgearbeitet und alle Stationen und Aufgaben ausgewählt waren. Wahrlich eine Marathonaufgabe!
Schon lange vor dem Anmeldeschluss zu diesem großen Tag war absehbar, dass der 1. Bonner Biermarathon ein Erfolg werden würde. Hatten sich doch statt der erwarteten 10 Gruppen mit je 6 Läufern fast doppelt so viele angemeldet. Eine Herausforderung an Organisation und Logistik, die zu höchstem Einsatz anspornte.
Der 21. April begann mit strahlendem Sonnenschein. Nach einem reichhaltigen Marathonfrühstück im Zeughaus der Ehrengarde drängten 19 Teams, also einhundertvierzehn(!!) tatendurstige Läufer an den Start. Erst jetzt wurden die umfangreichen Startunterlagen mit der dazugehörigen „Gebrauchsanweisung“ für den 1. Bonner Biermarathon ausgehändigt und die Teams begaben sich im Fünf-Minuten-Rhythmus auf die Strecke. Statt „Bestzeiten“ waren allerdings eher Cleverness und Klugheit gefordert. Stoppuhren wurden nicht gebraucht. Dafür galt es, die Augen auf zu halten, um in der späteren Quizshow Fragen beantworten zu können. Wer glaubte, der erreichte Alkoholpegel gelte als Messlatte, war schlecht unterwegs. Es galt zwar kein Alkoholverbot, aber ein Zieleinlauf auf allen Vieren führte zwangsläufig zur Disqualifikation.
Für Irrläufer, die sich verlaufen hatten oder mit den kniffeligen Fragen nicht zurecht kamen, gab’s eine Notrufnummer. Allerdings kostete jeder Anruf dort Strafpunkte.
Der 1. Bonner Biermarathon war zwar keine Neuauflage seines 2500 Jahre alten Vorbilds, führte dafür aber an die gemütlichen Ecken der malerischen Bonner Altstadt und zeigte Lustiges und Kurioses. Für manch einen eröffnete sich unser Bonn ganz neu und die Fragen rund um Bonn, zu seinen Bewohnern, zum Bonner Karneval und natürlich auch zu allem rund ums Bier, zeigte manchem seine heimatkundlichen Grenzen.
Die Organisatoren an den Stationen nahmen ihre Schiedsrichteraufgabe so ernst, dass der Zeitplan ins Wanken geriet, große Staus auf der Strecke entstanden und sich der Zieleinlauf in die Länge zog. Man nahm’s mit Humor und schließlich waren gegen 19 Uhr alle Teams über die Ziellinie gegangen. Trotz der Strapazen des Tages wurden Sieger und Besiegte noch bis in den späten Abend gefeiert.
Nach diesem erfolgreichen 1. Bonner Biermarathon hat sich die Ehrengarde der Stadt Bonn – und jetzt greifen wir den Faden vom Beginn dieses Berichts wieder auf – erfolgreich in die Reihe der Marathonveranstalter eingeordnet. Noch am gleichen Tag haben sich viele für die Neuauflage 2003 angemeldet. Das lässt ahnen, dass der 2.Bonner Biermarathon am 18. Mai 2003 mit einem weitaus größeren Starterfeld in die Annalen der Stadt Bonn eingehen wird. Als feste Größe im offiziellen Terminplan der Ehrengarde der Stadt Bonn. Und hoffentlich mit vielen, vielen Teilnehmern aus allen Formationen und dem großen Freundeskreis der Ehrengarde.